«Meter to cash» automatisieren. Ein Erfahrungsbericht.

Ein regionaler Energieversorger aus dem St. Gallischen setzt alles auf neue Technologie. Was hat er davon?

Ein Dorf am nördlichen Eingang zum Toggenburg, ein Gewerbegebäude, vermutlich aus den Siebzigern. Hier sitzt die rwt Regionalwerk Toggenburg AG. Sie versorgt ihre Kunden mit Strom, Wasser, Fernwärme und Kommunikationsdiensten. rwt beschäftigt 30 Mitarbeitende, der Umsatz liegt bei 20 Mio. Franken. Das Unternehmen setzt schon seit einiger Zeit auf Smart Meter. Reto Rüesch ist Mitglied der Geschäftsleitung. Im Gespräch erläutert er die Gründe.

Alles auf Smart Meter
«Smart Meter, das ist eine Weiche in die Zukunft.» Davon ist Reto Rüesch überzeugt. «Mit dieser Technologie folgen wir schon jetzt der Energiestrategie 2050 des Bundes. Die Ablesung haben wir bereits automatisiert. Nun optimieren wir Schritt für Schritt auch viele andere Prozesse.» Über ein Leitsystem führt rwt nicht nur Strom mit Smart Meter, sondern auch Wasser und Wärme. In Zukunft kommt der Bereich Laststeuerung hinzu.

Bei etwa zehn Prozent aller rwt-Kunden steht bereits ein Smart Meter. Und das ist erst der Anfang. «Wir machen einen kontinuierlichen Rollout», erläutert Rüesch. «Sprich: Nach und nach tauschen wir bei allen Kunden die Zähler aus. Und das nur mit eigenen Mitarbeitern. So bleibt das Know-how im Haus. Für diesen Rollout haben wir natürlich einen Zeitplan. Aber der positive Effekt ist jetzt schon so gross, dass wir eventuell noch einen Schritt zulegen.»

Daten auf nur einer Plattform
Daten sind eine wichtige Ressource in jedem Unternehmen. Bei rwt liegen sie bald nur noch auf einer Plattform – aber nicht im Smart-Meter-System oder im Kundenportal, sondern ausschliesslich in is-e. Warum? Wegen eines klaren Vorteils: Wenn Mitarbeitende ein Smart-Meter-Gerät erfassen oder Einstellungen ändern, übergibt is-e alle Informationen automatisch an das Smart-Meter-System.

Mit Smart Meter ersetzt rwt auch die Rundsteuerung. is-e verwaltet die Relais der modernen Lastschaltgeräte so wie bis anhin die Kommandos bei der Rundsteuerung. Das heisst: Man sieht in is-e, welches Relais konkret welche Anlage bei einem Kunden steuert. Reto Rüesch hat auch hier die Zukunft im Blick: «Manche Kunden betreiben Anlagen mit besonders hohem Verbrauch. Mit diesen Kunden treffen wir künftig vielleicht eine Vereinbarung. Sie verwenden ihre Anlage nur zu bestimmten Zeiten und bekommen dafür einen günstigeren Tarif.»

Die leidigen Schnittstellen
rwt arbeitet bevorzugt mit Standard-Schnittstellen. Falls nötig überzeugt die Toggenburger Firma die Hersteller, diese Standards zu erweitern. Das kommt auch anderen Kunden zugute und damit der ganzen Branche.

innosolv entwickelt zur Zeit ein System für Energiedatenmanagement (EDM). «Das begrüssen wir», sagt Rüesch. «Damit hätten wir sämtliche Messwerte in is-e. Und wir könnten Schnittstellen zu einem externen EDM vermeiden.»

is-e übernimmt die Kontrolle
Mit Smart Meter erhält der Betreiber die Messwerte automatisch – das ist klar. rwt geht aber weiter als andere Energieversorger. Dazu Daniel Ackermann von transformIT, einem Vertriebspartner von innosolv: «Bei rwt erteilt is-e auch die Aufträge für Ablesungen mit Smart Meter. Der Versorger überlässt diesen Schritt nicht dem Smart-Meter-System.» rwt steuert alle Ableseverfahren in is-e, mit einem einzigen Auftrag. is-e erhält so auch jene Messwerte, die von Ablesegeräten stammen oder aus Meldungen über das Kundenportal.

Die Zügler hat rwt mit Smart Meter ebenfalls im Griff: Das Gerät speichert jeden Tag einen Messwert – und is-e holt ihn per Datum des Umzugs automatisch. Auch rückwirkend.

Kosten senken dank effizientem «Meter to cash»
Noch in diesem Jahr will rwt die Rechnungstellung automatisieren. Und das funktioniert. Weil is-e den gesamten Prozess steuert – von der Ablesung (auch mit Smart Meter) bis zum Druck der Rechnung.

«is-e erstellt die Rechnungen selbständig, zum Beispiel über Nacht», sagt Daniel Ackermann von transformIT. «Am Morgen liegen sie fertig im Drucker. Oder das Programm hat die E-Rechnung dem Kunden bereits übermittelt.» is-e stellt aber keine Rechnung aus, wenn ein Betrag ausserhalb der definierten Limite liegt. In einem solchen Fall kontrolliert ein Mitarbeiter von rwt die Daten; dann erst gibt er die Rechnung frei.

Übrigens lässt rwt in Zukunft nicht nur die periodischen Rechnungen automatisch erstellen, sondern auch jene für die Zügler.

«Unsere Infrastruktur, sprich: Hard- und Software, sowie unser Know-how stellen wir auch anderen Energieversorgern zur Verfügung», sagt Reto Rüesch sichtlich stolz. «Die Thurwerke in Wattwil nutzen das alles bereits.»

Wir bedanken uns bei Reto Rüesch für das Gespräch.

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